Erstes sexualpädagogisches Angebot im KIZ Bad Oeynhausen

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Am 31. März fand im KIZ Bad Oeynhausen ein sexualpädagogisches Angebot für Frauen statt. Angeleitet wurde es von unserer Kollegin Nina Wannagat, die bereits seit längerem in Kooperation mit Martin Keulertz (Bereichsleitung KIZ/TSA) solche Angebote plant und durchführt. Zwischenzeitlich hat sie die Zusatzausbildung zur Sexualpädagogin abgeschlossen. Für die Zukunft ist mit der Geschäftsbereichsleitung abgestimmt worden, dass auch der Kollege Frederik Riesner aus dem Bereich der Westfälischen Pflegefamilien, der über die gleiche Qualifikation verfügt, bei der Planung und Durchführung sexualpädagogischer Angebote im Geschäftsbereich – SoLe unterstützt.

Im Rahmen der KIZ-Planungen sollen künftig regelmäßig sexualpädagogische Angebote für die Klient*innen des SoLe-Bereichs von Nina Wannagat und Frederik Riesner in Kooperation mit Martin Keulertz stattfinden, die unterschiedliche Themen zum Thema Sexualität umfassen. Darüber hinaus stehen Nina Wannagat und Frederik Riesner, im Rahmen ihrer zeitlichen Ressourcen, den Klient*innen auch für die Beratung und Begleitung bei allgemeinen Fragestellungen zum Thema Sexualität zur Verfügung.

Bei dem Angebot für Frauen Ende März ging es um das große Thema „Mein Körper, meine Grenzen“. Begleitet und unterstützt wurde Nina Wannagat dabei zusätzlich von zwei Mitarbeiterinnen, die im Rahmen eines Arbeitskreises bei der Planung und Durchführung beteiligt waren.

Ein geschützter Raum

Für den ersten Termin hatten sich 9 Klientinnen angemeldet. Die Begrüßung und Kennenlernsituation übernahm Martin Keulertz, die Bereichsleitung KIZ und TSA. Zu Beginn gab es ein kleines Kennenlernspiel, um das Eis zu brechen und in einen ersten Austausch zu kommen.

Zudem wurde eine bunt gestaltete Briefkasten-Box vorgestellt, in die anonym auch Fragen oder Anliegen in geschriebener Form eingeworfen werden konnten. Für alle, die sich wohler damit fühlen, ihre Gedanken aufzuschreiben statt auszusprechen.

Anschließend wurden gemeinsam die Regeln für die gemeinsame Zeit erarbeitet. Unter anderem wurde benannt:

  • Es darf gelacht, aber nicht ausgelacht werden.
  • Alles, was in der Zeit des Angebots besprochen wird, ist vertraulich und wird nicht nach außen getragen.
  • Alles kann, nichts muss – es darf bei allem mitgemacht werden und es darf über alles gesprochen werden, aber genauso ist es auch okay, wenn man bei einem Programmpunkt pausieren möchte oder über ein bestimmtes Thema nicht sprechen möchte.

Nach der Aufstellung der Regeln wurde mit der ersten Übung „Welche Karte passt zu mir?“ begonnen, um sich gegenseitig noch etwas besser kennenzulernen.

Auf dem Boden im Stuhlkreis wurden vorher viele verschiedene Postkarten mit Bildern und Sprüchen verteilt. Jede Teilnehmerin durfte sich eine Karte aussuchen, die ihr am besten gefällt, die am besten zu ihr passt oder über die sie etwas sagen möchte. Wer mochte, durfte nun den anderen erzählen, warum genau diese Karte gewählt wurde. Dabei gab es natürlich kein Richtig oder Falsch, sondern es ging darum, kreativ zu werden und einfach man selbst zu sein. Zuerst war die ein oder andere Teilnehmerin noch etwas zurückhaltend, aber nach und nach fühlte sich jeder ermutigt und bestärkt darin, etwas zu erzählen. Danach wurde erst mal eine kleine Pause eingelegt, die genutzt wurde, um etwas zu trinken, kurz nach draußen zu gehen, zu rauchen, zu quatschen oder einfach, um einen Moment für sich zu sein.

Ein wichtiger Kernaspekt dieses speziellen Angebotes war, dass die teilnehmenden Frauen ausschließlich von weiblichen Mitarbeiterinnen begleitet werden. Auf diese Weise soll ein geschützter Raum geschaffen werden, in dem sich die Teilnehmerinnen sicher und verstanden fühlen. Aus diesem Grund verabschiedete sich Martin ­Keulerz sich nach dem ersten Block, um den Frauen die Möglichkeit zu geben, den geschützten Raum zu erfahren.

Mein Körper – meine Grenzen

Nach der Pause ging es darum, sich mit dem eigenen Körper und mit den eigenen Grenzen zu beschäftigen. Im Sinne der individuellen Wahrnehmung von Körperlichkeit, Nähe und Distanz hatte jede Teilnehmerin die Möglichkeit, mal in sich hineinzuhorchen und für sich zu überlegen, wie Berührungen empfunden werden und ob es einen Unterschied gibt, von wem man wo berührt wird.

Dafür bekam jeder ein großes Blatt Papier, auf dem nebeneinander jeweils die Umrisse eines Körpers von vorne und von hinten aufgemalt waren. Dazu gab es Stifte in allen Farben sowie Smiley-Sticker und Sticker in Herzform. Nun konnte jeder für sich oder in kleinen Gruppen das Blatt nach Belieben ausmalen und bekleben. Viele nutzten die Aufgabe für sich so, dass sie nicht nur die Stellen markierten, an denen sie gerne oder nicht gerne berührt werden, sondern auch die Stellen herausarbeiteten, die sie an ihrem Körper besonders oder nicht so sehr mögen. Dabei zeigten die Teilnehmerinnen eine hohe Motivation und Kreativität bei der Umsetzung.

Manchmal wurde es sehr persönlich und auch emotional und Nina Wannagat und die anderen Mitarbeiterinnen standen den Teilnehmerinnen mit einem offenen Ohr und dem ein oder anderen Impuls zur Verfügung. Auch die Möglichkeit zu spontanen Fragen oder Anliegen das Thema betreffend, konnten in einer geschützten 1:1-Situation besprochen werden.

Nachdem alle ihre ganz persönliche „Körperlandkarte“ erstellt hatten, gab es die Möglichkeit, den anderen im Stuhlkreis davon zu berichten. Dies fand ebenfalls regen Anklang und einige Teilnehmerinnen berichteten ausführlich über ihr Ergebnis.

Reflexion und Abschluss bei gemeinsamem Abendessen

Als gemeinsamen Abschluss gab es ein leckeres Abendessen, das von Benjamin Drake (KIZ Café SoLero) zubereitet worden war. Dabei wurde sich noch mal über die vergangenen Stunden ausgetauscht und geplaudert. Es kam der Wunsch auf, ein solches Angebot in regelmäßiger Form zu wiederholen.

Insgesamt wurde das Angebot sehr gut angenommen. Die Teilnehmerinnen hatten sehr viel Spaß und es wurde viel gelacht – natürlich nur miteinander. Die anfängliche Zurückhaltung löste sich schnell und das lag vor allem daran, dass alle Teilnehmerinnen offen und respektvoll aufeinander zugegangen und miteinander umgegangen sind. Das Gefühl, in einem geschützten Umfeld zu sein, ermutigte die Teilnehmerinnen dazu, vieles offen anzusprechen. Auch die Möglichkeit, jederzeit persönliche Einzelgespräche mit Nina Wannagat oder den Mitarbeiterinnen zu führen, wurde sehr gut angenommen.

Ende Mai gab es dann ein weiteres sexualpädagogisches Angebot, dieses Mal für Männer. Da die Themen so vielfältig und umfangreich sind und es bei den Klient*innen einen großen Bedarf an sexualpädagogischer Begleitung gibt, den auch die Mitarbeiter*innen unseres Geschäftsbereiches immer wieder bestätigen, wird es, wie bereits erwähnt, auch zukünftig weitere sexualpädgogische Angebote geben. 

Jana Schubert